Es war sicherlich einer dieser ganz besonderen Momente in der Schulhistorie des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Calbe, als mit reiner Muskelkraft der Konzertflügel am vergangenen Donnerstag den Weg zurück in die Schulaula fand.
Mitunter sogar mit Schmetterlingen im Bauch beobachteten die geladenen Gäste nahezu mucksmäuschenstill die Mitarbeiter der Transportfirma beim abschließenden Aufbau des komplett aufgearbeiteten und restaurierten Flügels.
Die Geschichte jedoch begann schon eine lange Zeit vorher, bereits am 19. Dezember 1906 wurde der Grotrian-Steinweg-Flügel nach Magdeburg ausgeliefert. Wie er dann seinen Weg nach Calbe gefunden hat, ist eher vom Hörensagen in vielen Varianten, als mit Fakten unterlegt, bekannt.
Für ihren nunmehr über 100 Jahre alten Flügel startete die Schilleraner Schulgemeinschaft eine großangelegte Spendenaktion, die so überraschend erfolgreich verlief. Beim Sponsorenlauf flitzten die Schüler im Hegerstadion viele Runden: Großartige 10.000 Euro kamen mithilfe von Eltern, Großeltern und Unternehmen zusammen. Aber auch danach ebbte das Engagement der Initiatoren nicht ab. Sie bemühten sich erfolgreich um zahlreiche weitere Sponsoren und konnten dabei unter anderem die Salzlandsparkasse zu einer Spende von 10.000€ bewegen. Schulleiter Rolf-Uwe Friederichs sagte bei der Ankunft des aufpolierten Musikinstruments mit spürbarem Stolz in der Stimme: „Der heutige Tag ist ein sehr schöner für uns.“
Der Chemnitzer Pianobaumeister des Pianohauses Hofmann, Michael Süß, pflichtete ihm bei: „Viele wissen sicherlich noch, dass der Flügel in einem sehr ramponierten Zustand war, der Deckel passte nicht mehr richtig, der Lack war an vielen Stellen abgeplatzt, naja, er ist halt schon über 100 Jahre alt. Aber nun ist ihr Konzertflügel fast nicht mehr von einem komplett Neuen zu unterscheiden. Er ist sicher eines der schönsten Stücke, das unsere Werkstatt verlassen hat. Wir sind stolz auf unsere Arbeit.“
Fünftklässler Jakob Sieche war es im Anschluss vorbehalten, als Erster auf dem Flügel spielen zu dürfen und Musiklehrerin Katrin Püsche bemerkte: „Jakob, an diesen Tag wirst Du ganz sicher lange zurückdenken.“ Und der Flügel hielt, was er versprach, der tolle Klang erhellte die Schulaula und sichtlich bewegt bemerkte Frau Püsche: „Im Vergleich zur Probe ist der Klang unglaublich schön.“
In jedem Fall waren sich alle einig, der Aufwand, auch verbunden mit den Investitionen, hat sich absolut gelohnt. Auch der Fachdienst des Salzlandkreises beteiligte sich an dem Gesamtprojekt und finanzierte einen Hubwagen für mögliche Bewegungen oder den Transport des Flügels. Fachbereichsleiterin Anke Meyer richtete ihre Worte dabei ebenfalls an die Schulgemeinschaft: „Ein großer Dank vom Salzlandkreis an Schüler, Eltern, Lehrer und Sponsoren, die dieses tolle Projekt ermöglicht haben.“
Eine Pianobank und die eigens zugeschnittene Lederhülle vervollständigen das fühlbare Glücksgefühl für hoffentlich mindestens einweiteres Jahrhundert.
Zum Abschluss nochmals ein großes Dankeschön allen Unterstützern für ihr sportliches, ideelles und materielles Engagement bei der Restaurierung dieses besonderen Instrumentes, das uns und unseren Gästen noch viel Freude bereiten wird.