Eltern

„Wie man lernt die Ruhe zu bewahren“

Evelin Wolter

Als Mutter zweier Kinder, die im Abstand von 4 Jahren am Friedrich-Schiller-Gymnasium Calbe die 5. Klasse begonnen haben, habe ich schon einige Episoden im Rahmen der verschiedenen Tätigkeiten einer Elternvertreterin erlebt. Da gab es Eltern, die bereits nach der ersten Elternversammlung einschätzten, dass die Lehrerin zu streng ist und ihr Kind dies voraussichtlich nicht aushalten kann. Andere Eltern bewerteten die gleiche Lehrerin als konzentriert, konsequent und gerecht, was durchaus förderlich für die weitere Entwicklung der Kinder sein würde.

Mit der Zeit fühlten sich die Kinder aufgehoben, weil sie sich an den vorgegebenen Regeln orientieren konnten und dadurch weniger Zweifel im Raum standen. So konnten sie sich besser auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Und gelacht wurde auch mal. Im Grunde ist die Arbeit der Elternvertreter auch immer ein Austausch der Eltern untereinander. Man fragt: „Wie hat dein Kind die Klassenarbeit bestanden?“ „Welche Verhaltensprobleme gibt es?“ „Wie ist das Klima an der Schule und wie kommen die Kinder damit zurecht?“ Jedes Elternteil hat zu Hause völlig andere Eindrücke erhalten. Kinder beschweren sich, übertreiben, stellen sich besser dar als sie sind, im Glauben, die Eltern werden nicht erfahren, was wirklich passiert ist und selbstverständlich sind oftmals die Lehrer schuld.

Als Elternvertreter will man sich unbedingt für die Kinder einsetzen, ihnen helfen und Steine aus dem Weg räumen. Wenn also beispielsweise ein Kind seine schlechte Note in Chemie zu Hause rechtfertigen möchte und erzählt, die Klasse hätte im letzten Jahr kaum Chemie gehabt und deshalb könnte es nicht die geforderte Leistung bringen, dann will die Mutter diese Ungerechtigkeit unbedingt beseitigen. Väter sind da eher etwas ruhiger, brummeln ein bisschen und lassen es laufen. Mütter telefonieren zuerst mit anderen Müttern und diskutieren heiß, dann gehen sie als Elternvertreter in die Sitzung und fragen den Klassenlehrer nach den Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Im folgenden Gespräch mit Direktor, stellvertretender Direktorin/ Vertretungsplanerin, Fach- und Klassenlehrerinnen kommt dann doch heraus, dass die Schüler sehr wohl Chemie hatten, wenn auch zum Teil vertretungsweise. So hat sich die ganze wochenlange Diskussion in einer halben Stunde in Luft aufgelöst.

Das Calbenser Gymnasium ist ein Ort, an dem viele Kinder mit individuellen Fähigkeiten, Interessen und familiären Hintergründen gemeinsam auf das Leben und den zukünftigen Beruf vorbereitet werden. Dazu gehört auch das Bestehen von Widrigkeiten und das Kennenlernen und Akzeptieren vieler verschiedener Menschen. Das sind die kleinen Herausforderungen für unsere Kinder und wir können ihnen dabei helfen, indem wir sie bestärken und ihnen Mut geben.

Die Ruhe und Gelassenheit der Lehrer, die aus ihrer pädagogischen Weitsicht resultiert, sind der Anker für Grenzen austestende, pubertäre Jugendliche und aufgeregte Eltern. Und sogar die Kinder gehen mit so manchen Veränderungen besser um, als zuerst gedacht. Und so ist die Elternvertretung eine gute Möglichkeit den Schulalltag mit zu gestalten, Einsichten in äußere Zwänge zu erlangen und die eigenen Kinder besser kennenzulernen. Im Interesse einer guten Ausbildung unserer Kinder sollten wir Eltern noch viel enger mit den Lehrern zusammenarbeiten. Aus der Elternvertretung kann so zunehmend eine  Eltern-Mit-Wirkung werden.