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Live vor Ort beim seltenen Hammelsprung 

Im Rahmen der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestags gibt es einige Besonderheiten, die den Bürgern eher unbekannt, weil sehr selten sind. Pünktlich zum Besuch der Sozialkundekurse der elften Klasse des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Calbe fand zufällig und völlig unverhofft ein so genannter „Hammelsprung“ statt. Aufgrund eines unklaren Abstimmungsverhältnis verließen alle Abgeordneten den Plenarsaal und kehrten über drei verschiedene Türen für „Ja“, „Nein“ und „Enthaltung“ wieder zurück. Ein perfektes Beispiel für die zuvor nur theoretisch im Unterricht besprochenen Verfahrensweisen.

Nach weiteren Abstimmungen folgte eine Debatte zum Regionalisierungsgesetz, „mehr Geld in die Infrastruktur“. Neben vielen Eindrücken zu Verfahrensabläufen im Bundestag folgte der sicherlich spannendere Teil mit dem Expertengespräch mit Tino Sorge. Der CDU-Abgeordnete mit dem Spezialgebiet „Gesundheit“ konnte sich vor Schülerfragen kaum retten, einerseits wurden Themen wie Abtreibungsregelungen, Ärztemangel und Landarztprogramm, Coronavirus und die Zugangsvoraussetzungen zum Medizinstudium diskutiert, andererseits interessierten sich die Schüler für den politischen Werdegang, den Kontakt zu Bundeskanzlerin Angela Merkel und die möglichen unbeliebten Tätigkeiten eines Politikers. Rasend schnell war eine Stunde vorbei, schnell noch ein Erinnerungsfoto und schon ging es für Tino Sorge zur nächsten namentlichen Abstimmung und für die Schilleraner auf die Kuppel des Reichstags.

Gemeinsames Erinnerungsfoto nach dem informativen Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Tino Sorge.

Mit einer tollen Aussicht von ganz oben hatten sie einerseits die Abgeordneten im Plenum und andererseits die Dächer Berlins im Blick. Eine ebenfalls tolle Sicht hatte zum Abschluss das Besucherrestaurant des Paul-Löbe-Hauses zu bieten, direkt an der Spree konnte die Reisegruppe nicht nur entspannt essen, sondern auch die Erkenntnisse des Tages samt Hammelsprung diskutieren.

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Unterricht an einem anderen Lernort,

so nennt man das Prinzip, wenn sich Schüler zu bestimmten Themen mit ihren Lehrern auf Reisen begeben. Janine Gasch, Geschichtslehrerin am Friedrich-Schiller-Gymnasium Calbe, organisierte aus Anlass des 30-jährigen Mauerfalls bzw. des 30. Jahrestages der deutschen Einheit in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr eine Exkursion an einen der in dieser Beziehung geschichtsträchtigsten Orte Sachsen-Anhalts, Marienborn.

Die ehemalige GÜST (Grenzübergangsstelle) an der Nahtstelle zwischen Ost und West und heutige Gedenkstätte Deutsche Teilung bietet nach wie vor hervorragende Möglichkeiten für anschaulichen Geschichtsunterricht. Matthias Ohms, stellvertretender Gedenkstättenleiter, fand mit seinen einleitenden Bemerkungen im Dienstgebäude schnell die Aufmerksamkeit der Schüler der 12.Klassen. In diesem Haus befanden sich die Büros für die Leiter der Passkontrolleinheit des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), des Zolls und der Grenztruppen.

Drei Gruppen beschäftigten sich im rotierenden Verfahren in Workshops mit der Zeit des Kalten Krieges, einer über 40 Jahre dauernden Auseinandersetzung zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion. Deutschlands Teilung spielte dabei eine zentrale Rolle.

Hauptmann Daniel Günther, Jugendoffizier der Bundeswehr, sprach zu den sicherheitspolitischen Herausforderungen der Bundeswehr und konzentrierte sich dabei besonders auf die Bundeswehr im Kalten Krieg. Dabei durften und sollten sich auch die Schüler einbringen.

Oberfeldwebel Marvin Mattheis und Leutnant Juliane Oecknick veranschaulichten die Hintergründe und besonderen Gefahren der Kubakrise im Oktober 1962, als die Menschheit kurz vor Ausbruch des Dritten Weltkrieges stand und sich Nikita Chruschtschow, Vorsitzender der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, und John F. Kennedy, Präsident der Vereinigten Staaten, schließlich doch noch einigten. Die Schüler mussten außerdem eine Karikatur analysieren und in eine Diskussion eintreten.

Matthias Ohms führte schließlich über das Gelände des nur noch zu einem Drittel vorhandenen Kontrollterritoriums. Er begann im Kommandantenturm, gab einen historischen Abriss von der Gründung der beiden deutschen Staaten im Mai bzw. Oktober 1949 bis zum Mauerfall am 09.November 1989 und erklärte die außerordentliche Bedeutung der Ost-West-Passage (heutige A2) für West-Berlin, die BRD, aber auch die DDR. Der folgende Rundgang führte zum Passförderband, Räumlichkeiten der Passkontrolle, der Kontrollgarage und veranschaulichte den Schülern den riesigen Aufwand, den die DDR mit Hilfe von Mitarbeitern des MfS, offiziell Zollbeamte und Angehörige der Grenztruppen, bei der Kontrolle und Überwachung von Bürgern der BRD und anderer Staaten betrieb.

Ende Juni eröffnet die Ausstellung nach umfangreichen Umbauarbeiten wieder, ein weiterer Grund, diesen historischen Ort auch in den nächsten Jahren im Rahmen des Geschichtsunterrichtes zu besuchen.