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Theaterstück im Klassenzimmer- geht das überhaupt?

Den Beweis, dass sich ein Klassenzimmer im Handumdrehen sehr wohl in eine Schauspielbühne verwandeln lässt, traten die Figurenspielerin Julia Raab und die Dramaturgin Sandra Bringer an. Sie gastierten mit ihrem mobilen Theaterstück „Seid bereit! – Immer bereit?“ an unserem Gymnasium und wir, die Klasse 8b, waren dabei ihr Publikum und an manchen Stellen sogar Mitspieler. Dass hier eine besondere und für uns neue Theatererfahrung auf uns wartete, war bereits nach der Einstimmung auf das Stück klar, und dass es von Seiten der Darstellerinnen keinerlei Berührungsängste mit der Spielbühne zwischen Lehrertisch und Bankreihen gab auch. Besonders für die Dramaturgin Sandra Bringer, aufgewachsen in unserer Region, war die Aufführung an unserer Schule im wahrsten Sinne des Wortes ein Heim-(Theater)-Spiel, welches sie als ehemalige Absolventin eines der ersten Abiturjahrgänge des Schiller-Gymnasiums an ihre alte Schule zurückführte.
Doch nun zum Stück, dessen Titel bereits erkennen lässt, dass es um die ehemalige DDR gehen wird mit besonderem Blick auf die junge Generation. Diese titelgebende Begrüßungsformel „Seid bereit!“ (Lehreraufforderung) – „Immer bereit.“ (Antwort der Schüler im Chor) konnten wir in der Vorstellung sogar ausprobieren. Und so waren wir schon fast mittendrin in der DDR-Wirklichkeit. Erzählt wird aus der Sicht der Hauptfigur Jule (gespielt von Julia Raab), die ausgehend von einem Klassentreffen im Jetzt eine Erinnerungsreise in ihre DDR-Jugendzeit vor 35 Jahren antritt. Dabei werden fünf verschiedene Lebensgeschichten von in der damaligen Zeit aufwachsenden Teenagern nacherlebbar dargeboten: der staatstreue Alexander als Sohn von Stasi-Eltern, die mit rassistischen Ausgrenzungen konfrontierte Vietnamesin Halin, der rebellierende Punk Al-Hafi mit seinen antisozialistischen Protestsongs sowie die aufmüpfige Lore, die für Schulschwänzerei in den Jugendwerkhof Torgau weggesperrt wurde. Alle diese Charaktere ließ die Schauspielerin auf eindrucksvolle Weise lebendig werden. Zur Verstärkung der Aussage kamen verschiedene Requisiten wie zum Beispiel lebensgroße Porträts, ein sprechendes Foto des damaligen Staatschefs Erich Honecker sowie die allmächtig wirkenden Handpuppen für Erich Mielke (Minister für Staatssicherheit) und Margot Honecker (Ministerin für Volksbildung) zum Einsatz. Spätestens in diesen Momenten wurde die Einschüchterung, welche die jungen Menschen damals erfahren haben, nachspürbar und am Ende der Darbietung konnten wir für uns formulieren, dass wir froh sind, in einer freien und ungezwungenen Umgebung aufwachsen zu können und viele Möglichkeiten der Verwirklichung zu haben.
Besonders gut kam bei uns an, wie das ernste Thema im künstlerischen Spiel aufgegriffen wurde, wir persönlich mitagieren und lachen konnten.
Im Namen der Klasse bedanken wir uns für diese aufschlussreiche Aufführung und können es jeder anderen Schule empfehlen, da es eine Ergänzung und Bereicherung des Unterrichts in künstlerischer Form darstellt.