„Die Polizei ist da“ stellte der ein oder andere in den letzten Wochen am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Calbe neugierig fest. Das war auch nicht zu übersehen, denn die Polizeimeisterin Frau Sissy Naumann parkte mehrmals in einem richtigen Polizeiauto vor der Schule und lief in einer richtigen Polizeiuniform durch diese.
Der Grund dafür waren Projektstunden zur Gewaltprävention in den 6. und zwei 7. Klassen des Gymnasiums mit dem speziellen Thema „Gewalt (k)ein Thema, Mobbing und Cybermobbing“. Frau Naumann vom Polizeirevier Salzlandkreis mit Sitz in Bernburg führt regelmäßig diese Projekte für die Klassenstufen 1 – 4 und 6 – 8 sehr schülerorientiert, lebendig und eindrucksvoll durch.
Die zeitliche Nutzung digitaler Medien und sozialer Netzwerke, wie WhatsApp, Facebook, Tiktok, Instagram und Snapchat nimmt nicht nur deutschlandweit, sondern auch im Salzlandkreis bei Jugendlichen einen immer höheren Stellenwert im Tagesablauf ein. Nach Angaben der letzten JIM-Studie Deutschlands und nach Erfahrungen der Lehrerinnen und Lehrer am FSG in Calbe wird das Alter der Nutzer immer jünger und die Nutzungsdauer immer länger. Damit verbunden sind steigende Zahlen von Gefahren im Netz, Beleidigungen bis hin zum Cybermobbing.
In den Projektstunden organisierte die Projektleiterin sehr abwechslungsreich u.a. durch Bewegungs-, Interaktions- und Rollenspiele Begriffe zu klären und abzugrenzen, rechtliche Grundlagen und Folgen aufzuzeigen und Hilfsangebote zu präsentieren. Dabei war es wichtig zu klären: Wie erkennt man (Cyber)-Mobbing? Wann, wie und wo entsteht es? Wer sind meine eigenen Anker? Wie können wir als Klasse dagegen steuern? Petzen oder Zivilcourage beweisen? Wo kann man welche Hilfen bekommen?
Schnell verging die geplante Zeit und die Schüler und Schülerinnen nutzten freiwillig ihre Pausen, um Frau Naumann Fragen zu stellen. Einige Stimmen der Klasse 6b lassen die wirkungsvolle und kurzweilige Projektzeit erkennen: Mia: „Mir hat das ganze Projekt gefallen. Alles war cool.“ Annalena: „Ich fand die Spiele toll, weil man gesehen hat, wie schnell sich Mobbing verbreiten kann und wie schnell man reingezogen werden kann.“ Lilli: „Man hat dabei erschreckend festgestellt, dass man sich ganz schnell in der Rolle der Mitmacher oder Täter wiederfindet.“ Isabella: „Die Geschichten von Jugendlichen gingen unter die Haut und die Stimmung wurde zeitweise sehr emotional und berührte uns. Manche haben geweint. Ich empfehle das Projekt mit Frau Naumann auch anderen Jugendlichen, weil wir diese Stunden immer im Kopf behalten werden.“ Isabelle: „Ich fand toll, dass Frau Naumann aus ihrem beruflichen Leben und dem Beruf an sich berichtet hat. Und somit haben wir gesehen, dass der Beruf anspruchsvoll und abwechslungsreich ist. Für viele von uns war das Projekt hilfreich, um das eigene Handeln zu überdecken.“ Ein großes Dankeschön geht von allen Teilnehmern an Frau Naumann.
Im Unterricht „Arbeit am PC“ haben die 6. Klassen mit ihrer Fachlehrerin und schulfachlichen Koordinatorin Frau Christiane Kannegießer sowie mit den Klassenlehrinnen Janine Gasch und Luisa Heuschkel das Erlebte aufgearbeitet und weitere Maßnahmen für die Klassengemeinschaft diskutiert und vereinbart.
Im häuslichen Umgang mit Medien sind auch die Erziehungsberechtigten in der Verantwortung. So ist z.B. WhatsApp erst ab 16 Jahren alleine zu nutzen, es sei denn, die Eltern stimmen vorher zu. Für Interessierte oder Hilfesuchende aus der Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft liegen Materialien und Angebote im Gymnasium bereit.