Faximile Schönebecker "Generalanzeiger" vom 22.03.2009 "Stellenmarkt"
     
Selbstbewusst bewerben     
Floskeln haben im Anschreiben nichts zu suchen
 

 

(ddp). An manchen Bewerbungsanschreiben feilt man tagelang. Schließlich soll der Brief den potenziellen Arbeitgeber vom ersten Absatz an in seinen Bann ziehen und ihn bestenfalls dazu bringen, die Konkurrenzbewerbungen direkt in den Papierkorb zu befördern.
 Bewerbungsexperten empfehlen daher, im Anschreiben auf Floskeln und gestelzte Interessensbekundungen zu verzichten. "Die Arbeitslast der Personalreferenten ist immens angewachsen. Mit einer aussage-kräftigen 'No-NonsenseBewerbung' arbeitet man dem Arbeitgeber zu und beweist somit gleich Mit-arbeiterqualitäten", erläutert Bewerbungscoach Gerhard Winkler aus Berlin.
"Im Bewerbungsanschreiben verzichtet man heutzutage gänzlich auf eine Einleitung", ergänzt Svenja Hofert, Karriere-beraterin aus Hamburg. Sätze wie "Mit großem Interesse habe ich Ihre Annonce im Kreisanzeiger vom 8. Juli gelesen" seien überholt. "Der Bezug auf die Stellenanzeige und eventuelle Chiffre-Nummern gehört in die Betreffzeile und hat im weiteren Text nichts verloren", sagt Hofert.
Auch Gerhard Winkler rät Bewerbern, von der klassischen Einleitung Abschied zu nehmen. "Wenn man sich bewirbt, muss man das Anschreiben nicht erst in einen Kontext stellen oder jemanden an ein unbekanntes Thema heranführen", erläutert er.

Nach der Begrüßungsformel kann man also gleich damit loslegen, sich im besten Licht darzustellen.
 


Eine Frau schreibt eine Bewerbung
 am Computer.       Foto: ddp

 

 "Personalreferenten lesen sich oft erst einmal den Lebenslauf eines Bewerbers durch, bevor sie sich das Anschreiben vornehmen", sagt Hofert. Man sollte daher im Anschreiben nicht einfach den Lebenslauf noch einmal chronologisch wiederholen.
"Ein Bewerbungsschreiben ist nicht etwa das Begleitschreiben für die Bewerbungsmappe - es ist eine eigenständige, in sich geschlos-sene Präsentation", sagt Winkler. Wie bei einem kurzen Vortrag fasse man hier zu-sammen, was alles für den Bewerber spricht. Insgesamt sollte das Anschreiben zwischen 1700 und 2200 Anschlägen inklusive Leer-zeichen umfassen. Zweiseitige Monologe seien bei den meisten Arbeitgebern verpönt. "Man sollte das Anschreiben wie eine sportliche Aufgabe sehen, in der es darum geht, eine Din-A-4-Seite optimal mit Pro-Argumenten zu füllen", rät Winkler.

  Wichtig ist, dass man sein stärkstes Argument zuerst bringt. "Wenn man sich von einem Job wegbewirbt, ist immer die derzeitige Position das stärkste Argument", sagt Winkler. Danach sollte man seine weiteren Argumente nach absteigender Relevanz anordnen.

Abstrakte Formulierungen sollte man aus seinem Anschreiben grundsätzlich verbannen. "Niemand kann wissen, was der Bewerber mit Worthülsen wie 'Organisationstalent' oder 'Kommunikationsstärke' meint", sagt Svenja Hofert.

 Man sollte daher besser genau benennen, ob man Erfahrung als Teamleiter bei großen VIP-Veranstaltungen habe oder ob man geübt darin sei, anderen den Rücken frei zu halten.
Gerhard Winkler empfiehlt, in der letzten Passage des Anschreibens noch eine Referenzperson anzugeben. Dieser könne man die positiven Eigenschaften dann auch in den Mund legen, etwa so: "Frau. Müller von der Firma Maier bestätigt Ihnen gerne mein Organisationstalent und mein verhandlerisches Geschick."
Erst nachdem man alle Fakten aufgezählt hat, geht man darauf ein, weshalb man sich ausgerechnet auf diese Stelle bewerben möchte. "Wenn die vorigen Argumente schon deutlich für den Bewerber sprechen, ist es ohnehin nicht mehr so wichtig, warum er sich beworben hat", erklärt Winkler. In anderen Fällen könne der Bewerbungsgrund, beispielsweise eine besonders enge Bindung zum ,Produkt oder zum Einsatzort, noch ein bedeutendes Argument sein. Karriereberaterin Hofert rät, vorab auf einem Blatt Papier zu notieren, was einem zum Unternehmen und zur Stelle assoziativ einfällt: "So kann man seinen individuellen Ansatz finden."
Hat man all diese Punkte erledigt, beendet man das Bewerbungsschreiben mit einer eleganten Schlussformulierung. "Den Abschlusssatz sollte man nicht im Konjunktiv formulieren", sagt Hofert. Anstatt "Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen" sollte dort also beispielsweise stehen: "Ich freue mich, Sie bald persönlich kennenzulernen." So beweise man Selbstbewusstsein.


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